"Insektenfreundliche Kommune" Pulheim schaffen

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Grünfläche
Pulheim (gesamt)
Bürgerbudget
beantragte €: 
5.000

Pulheim soll eine „Insektenfreundliche Kommune“ werden.

Um dies zu erreichen, ist es sinnvoll, ein tragfähiges Konzept mit dem Leitthema „Insektenfreundliche Kommune“ zu entwickeln. Dadurch sollen sinnvolle Maßnahmen zur Förderung der Lebensbedingungen von Insekten in der Stadt Pulheim entwickelt werden.

Daher beantrage ich, entsprechende Finanzmittel in den kommenden Haushalt dafür einzustellen. Für die Erarbeitung eines fachkundigen und langfristig tragfähigen Konzeptes, unabhängig von später noch zu beschließenden konkreten Maßnahmen, schlage ich vor, einmalig 5.000 Euro in den Haushalt einzuplanen, um das Projekt anzustoßen und mit der Erarbeitung beginnen zu können.

Begründung:

Hummeln, Honig- und Wildbienen sowie andere Insekten wie Schmetterlinge sind unverzichtbar für die Bestäubung von Wild- und Kulturpflanzen. Durch sie wird die Artenvielfalt erhalten und die Erträge der Landwirtschaft sowie andere Erträge werden gesichert. Etwa 150 verschiedene Nutzpflanzen und etwa 80 Prozent der Wildpflanzen in Europa sind von der Bestäubung durch Insekten abhängig. Somit hängt gewissermaßen unser aller Ernährung und damit das Überleben vieler Spezies von den Insekten ab.

Viele Insektenarten gelten jedoch mittlerweile als gefährdet, die Bestände sind zum Teil drastisch zurückgegangen.

Mit diesem Antrag möchte ich einen Anstoß geben, die Lebensbedingungen von Insekten in der Stadt Pulheim zu verbessern. Von einer "insektenfreundlichen Kommune" profitieren nicht nur die Insekten selber, sondern auch zahlreiche andere Tiere, die Natur allgemein, unsere Umwelt und somit letztendlich die Bevölkerung.

An der Entwicklung des Konzeptes sollten neben Verwaltung und Politik auf jeden Fall auch fachkundige und interessierte Bürgerinnen und Bürger sowie Organisationen beteiligt werden, um eine möglichst breite Akzeptanz zu erreichen und alle Potentiale auszuschöpfen (wie NABU, BUND, Lokale Agenda 21, Pulheimer Bachverband). Zudem ist eine breite Öffentlichkeitsarbeit nötig, die informiert und aufklärt.

Folgende Maßnahmen könnten z. B. in einer insektenfreundlichen Kommune umgesetzt werden:

- möglichst bienen- und insektenfreundlicher Besatz von Straßenbegleitgrün
- Insekten- und bienenfreundliche Bepflanzung in zukünftigen Baugebieten
- Aktion „kostenlose Verteilung von insektenfreundlichem Saatgut an Pflegepaten von städtischen Beeten“
- öffentliche Vorträge von Experten (wie schon in der Stadtbücherei Pulheim erfolgt), die die Bevölkerung für das Thema sensibilisieren und dazu anregen, auch im eigenen Garten auf insektenfreundliche Pflanzen und Gestaltung zu achten.
- eine Rubrik auf der städtischen Internetseite mit entsprechenden Informationen zur Thematik, ggf. Gestaltung einer Broschüre zum Verteilen
- Projekte in Schulen und Kitas, wie Anlage von insektenfreundlichen Beeten auf deren Gelände, Bau und Aufstellung von Insektenhotels in Zusammenarbeit mit fachkundigen Experten und Organisationen. Die Lokale Agenda 21 führt in Pulheim schon einige Projekte im Bereich Naturschutz durch. Auch der Pulheimer Bachverband leistet wichtige Arbeit im Naturschutz (ebenso wie NABU, BUND). Möglich wären auch Projekttage oder Projektwochen zum Thema.
- Einrichtung eines Lehrpfades, z. B. im Nordpark, der mit Schautafeln und Nisthilfe (Insektenhotel) auf einem insektenfreundlichen Gelände über die Lebensweise der Insekten informiert, auf deren Bedrohung hinweist, Tipps für die insektenfreundliche Gestaltung des eigenen Gartens liefert, usw.
- Erstellung einer sogenannten „Bienenblütenbox“ in Zusammenarbeit mit örtlichen Gärtnereien, die bienenfreundliche Stauden für Balkon oder Garten enthält, die zu einem fairen Preis von Interessierten erworben werden kann.
- Zusammenarbeit mit Imkern und eventuell Herstellung eines „Stadthonigs“, der als Stadtmarke "Pulheimer Honig" verkauft werden kann.
- Veranstaltung von Aktionstagen und das Angebot von Pflanzenmärkten und -börsen
- Keine Anwendung von Pestiziden auf öffentlichen Flächen
- Öffentliche Pflanzaktionen, bei denen mit den Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam Blumenzwiebeln auf kommunalen Flächen gesetzt werden.
- Mit Schildern kann auf insektenfreundliche Flächen, Grünstreifen und Beete hingewiesen werden, um die nötige Akzeptanz in der Bevölkerung zu schaffen.

Diese Maßnahmenaufzählung kann sicherlich noch um viele sinnvolle Vorschläge erweitert werden und ist nur eine Auswahl. Sie kann beliebig ergänzt werden. Im Internet informieren Organisationen, wie NABU und BUND umfangreich über das Thema. Ebenso gibt es entsprechende Fachlektüre. Aus diesem umfangreichen Material stammen unter anderem auch meine oben genannten Maßnahmen.

Schon kleine Veränderungen im Alltag eines jeden Einzelnen tragen dazu bei, die Insekten und ihren Bestand zu schützen. Das fängt vor der eigenen Haustür, im eigenen Garten und auf dem eigenen Balkon an. Ohne Insekten wie Bienen, Hummeln und Schmetterlinge gäbe es enorme Ernteausfälle. Dies bedeutet: Kein Honig, wenig Gemüse und Obst. Den bestäubenden Insekten kommt eine wichtige Schlüsselfunktion in unserem Ökosystem zu. Sterben diese Insekten aus, weil wir sie nicht genügend schützen und ihnen zu wenig Lebensraum bieten, schaden wir also letztendlich uns selbst. Hier steht gerade auch die Kommune in der Verantwortung mit mehr insektenfreundlicher Stadtnatur dem Insektensterben entgegenzuwirken, im Interesse ihrer Bürgerinnen und Bürger und im Respekt der Natur gegenüber.

Daher hoffe ich, dass mein Antrag zum Bürgerhaushalt breite Zustimmung findet und Pulheim nicht nur fahrradfreundlich ist, sondern auch insektenfreundlicher wird. Das wäre für uns alle ein Gewinn und würde die Lebensqualität in unserer Stadt erhöhen. Die Stadt Pulheim sollte nicht nur um menschliche Einwohner wachsen, sondern auch darauf achten, nützliche Insekten als Einwohner zu gewinnen.

Denn:

Alles, was gegen die Natur ist, hat auf Dauer keinen Bestand. (Charles Darwin)

In diesem Sinne hoffe ich das Beste für Pulheim, seine Bevölkerung, unsere Natur und Umwelt!

Stellungnahme der Verwaltung

Die grundsätzliche Anregung wird bereits durch den Beschluss des Umweltausschusses aus November 2017 (Vorlage 353/2017) im Rahmen der Möglichkeiten umgesetzt. Ende des Jahres wird es einen Erfahrungsbericht für den Umweltausschuss geben und es werden weitere Maßnahmen vorgeschlagen. In diesem Zusammenhang können einige der Vorschläge aufgegriffen werden. Hinsichtlich der Haushaltsmittel siehe Bürgerhaushalt Vorschlag 4 "Wildblumen pflanzen an Straßenrändern, Kreisel und andere Freiflächen - Pulheims Beitrag gegen Bienensterben". Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind inhaltlich sehr ähnlich. Die Wildpflanzen müssen eingesät werden, dazu muss die vorhandene Rasenfläche abgetragen und mit gedüngter Erde belegt werden. Kosten: Samen + Arbeitsleistung + Maschinen ca. 20.000 € für die angegebenen Flächen. Dabei ist zu beachten, wer der Straßenbaulastträger ist (Land/Kreis/Stadt). Mit den beantragten Haushaltsmitteln kann das notwendige Saatgut beschafft werden. Seitens der Verwaltung wird geprüft, ob die Umsetzung unter Beteiligung von Bürgern (evtl. Schulklassen) und anderen Straßenbaulastträgern (Kreis, Landesbetrieb Straßen.NRW) möglich ist. (vgl. auch Bürgerhaushalt Ranking 4 "Wildblumen pflanzen ... - Pulheims Beitrag gegen Bienensterben")

Ergänzung:

„Die Fraktion des BVP beantragt im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit zum Erhalt und Schutz von Umwelt und Natur, Samentüten aus regionalem Saatgut für jeweils ca. 1 m² bienen- und insektenfreundliche Wildblumen kostenlos an Bürgerinnen und Bürger abzugeben, um so einen Beitrag zum Erhalt der Artenvielfalt zu leisten. Darüber hinaus soll begleitend eine Öffentlichkeitskampagne „Pulheim blüht auf“ durchgeführt werden. Hierfür sollen Haushaltsmittel in Höhe von € 5.000 in den Doppelhaushalt 2019/2020 eingestellt werden.“

Diesem Antrag wurde im Rahmen der Haushaltsberatungen mehrheitlich zugestimmt, so dass 5.000 € in den Haushalt 2019 aufgenommen wurden. Somit ist der Bürgervorschlag 1835 "'Insektenfreundliche Kommune' Pulheim schaffen" im Haushalt 2019 berücksichtigt.

Verwaltung empfiehlt: 
Vorschlag teilweise/ modifiziert aufgreifen

Kommentare

PRIMA !! Ganz ganz wichtig!